Kurzfristig wirksame Chancen und Risiken

Entwicklung der Nachfrage

Zu den größten Chancen und Risiken gehört die Entwicklung unserer Absatzmärkte. Unsere Annahmen bezüglich der kurzfristigen Wachstumsraten der Weltwirtschaft, der Regionen und wichtiger Abnehmerindustrien, wie etwa der Chemie-, Automobil- und Baubranche, legen wir detailliert im Abschnitt Wirtschaftliche Rahmenbedingungen dar.

Darüber hinaus betrachten wir Risiken aus abweichenden Annahmen. Ein bedeutendes makroökonomisches Risiko sehen wir nach wie vor in einer stärkeren Abschwächung des chinesischen Wirtschaftswachstums, das erhebliche Auswirkungen auf die Nachfrage nach Vorleistungsgütern für die Industrieproduktion und nach Investitionsgütern hätte. Sowohl die rohstoffexportierenden Schwellenländer als auch die auf Technologiegüter spezialisierten fortgeschrittenen Volkswirtschaften wären davon betroffen. Risiken für die Weltwirtschaft sehen wir außerdem in einer möglichen Eskalation geopolitischer Konflikte und in einer Verstärkung protektionistischer Tendenzen.

Falls sich das makroökonomische Umfeld schwächer entwickelt als von uns erwartet, rechnen wir zum einen mit einem niedrigeren Ölpreis. Zum anderen erwarten wir in diesem Fall eine Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar im Vergleich zu unseren Planungsannahmen, da die Wirtschaft im Euroraum eine hohe Abhängigkeit vom Export aufweist und der US-Dollar in Phasen weltwirtschaftlicher Schwäche von Portfolioinvestoren als sicherer Hafen bevorzugt wird.

Aus Witterungseinflüssen können sich positive wie auch negative Effekte auf unser Pflanzenschutzgeschäft ergeben.

Margenvolatilität

Für 2017 gehen wir für die BASF-Gruppe von weitgehend stabilen Margen aus. Bei einigen Produkten und Wertschöpfungsketten könnten zum Beispiel neue Kapazitäten oder steigende Rohstoffkosten den Margendruck erhöhen. Dies würde sich negativ auf unser EBIT auswirken.

Der Rohölpreis der Sorte Brent betrug im Jahresdurchschnitt 2016 rund 44 US$/Barrel, verglichen zu 52 US$/Barrel im Vorjahr. Für 2017 erwarten wir einen durchschnittlichen Ölpreis von 55 US$/Barrel. Wir rechnen daher auch bei den für uns wesentlichen Rohstoffen und petrochemischen Grundprodukten mit einem moderaten Anstieg des Preisniveaus. Aus einem Ölpreisniveau, das unter dem erwarteten durchschnittlichen Ölpreis liegt, ergeben sich jedoch Risiken für unser Öl-und-Gas-Geschäft, dessen EBIT mit einem Rückgang des Jahresdurchschnittsölpreises (Brent) um 1 US$ pro Barrel um circa 20 Millionen € sinkt.

Wettbewerb

Unsere Produkte und Lösungen entwickeln wir fortlaufend weiter, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Wir beobachten den Markt und den Wettbewerb und versuchen gezielt, Opportunitäten zu nutzen sowie aufkommenden Risiken mit geeigneten Maßnahmen entgegenzuwirken. Ein wesentlicher Bestandteil der Wettbewerbsfähigkeit ist neben der Innovation auch die entsprechende Kostenstruktur, um sich erfolgreich im Markt zu behaupten.

Regulierung und politische Risiken

Risiken für uns können durch eine Verschärfung geopolitischer Spannungen, eine Destabilisierung politischer Systeme sowie durch neue Handelsbarrieren entstehen. Daneben ergeben sich für die BASF-Gruppe Risiken aus weiteren Regulierungen für die Verwendung oder Registrierung von Agro- und anderen Chemikalien.

Durch die Einigung der Bundesregierung mit der EU-Kommission zur Gestaltung der bestehenden Eigenstromerzeugung im neuen Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) entfällt das bisher berichtete Risiko einer stark erhöhten Belastung durch die EEG-Umlage.

Im weltweiten Ausbau der regenerativen Energien sowie in den Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz sehen wir die Chance auf eine höhere Nachfrage nach unseren Produkten. Beispielsweise bieten wir neben Dämmstoffen für Gebäude auch Lösungen für Windkraftanlagen an. Von Verschärfungen der Emissionsrichtlinien für Automobile profitiert unser Katalysatorgeschäft.

Einkauf und Lieferkette

Beschaffungsrisiken mindern wir durch ein breites Portfolio, weltweite Einkaufsaktivitäten sowie durch den Kauf von Rohstoffen auch auf den Spotmärkten. Wir vermeiden es, soweit möglich, Rohstoffe von einem einzigen Lieferanten zu beziehen. Sofern dies nicht möglich ist, versuchen wir, Wettbewerb zu schaffen oder gehen diese Beziehung bewusst ein und bewerten die Auswirkung möglicher Ausfälle. Wir beobachten kontinuierlich die Bonität wichtiger Geschäftspartner.

Produktion und Investitionen

Ungeplante Anlagenabstellungen versuchen wir durch die Einhaltung hoher technischer Standards und eine kontinuierliche Verbesserung unserer Anlagen zu vermeiden. Die Auswirkungen einer ungeplanten Abstellung auf die Versorgung mit Zwischen- und Endprodukten werden durch die Diversifikation im Rahmen unseres weltweiten Produktionsverbunds reduziert.

Im Falle einer Produktionsunterbrechung, zum Beispiel infolge eines Unfallereignisses, greifen abhängig vom Umfang der Auswirkungen unsere globalen, regionalen oder lokalen Notfallkonzepte und Krisenmanagement-Strukturen. In allen Regionen gibt es Krisenmanagement-Teams auf lokaler und regionaler Ebene. Diese koordinieren nicht nur die erforderlichen Notfallmaßnahmen, sondern leiten auch die Sofortmaßnahmen zur Schadensbegrenzung und zur schnellstmöglichen Wiederherstellung des normalen Betriebszustands ein.

Kurzfristige Risiken aus Investitionen können zum Beispiel aus technischen Störungen sowie Kosten- und Terminüberschreitungen entstehen. Diesen begegnen wir durch ein erfahrenes Projektmanagement und -controlling.

Akquisitionen, Devestitionen und Kooperationen

Wir beobachten stetig das Umfeld, um mögliche Ziele zu identifizieren und so unser Portfolio sinnvoll weiterzuentwickeln. Zudem arbeiten wir mit Kunden und Partnern im Rahmen von Kooperationen zusammen, um gemeinsam neue wettbewerbsfähige Produkte und Anwendungen zu entwickeln.

Personal

Die Entwicklung des Personalaufwands hängt aufgrund globaler BASF-Vergütungsprinzipien auch von der Höhe der variablen Vergütung ab, die unter anderem an den Unternehmenserfolg geknüpft ist. Die Korrelation von variabler Vergütung und Unternehmenserfolg wirkt dabei risikominimierend. Ein weiterer Einflussfaktor besteht in der Entwicklung der Zinssätze für die Abzinsung der Pensionsverpflichtungen. Darüber hinaus können auch Änderungen von rechtlichen Rahmenbedingungen auf Länderebene Einfluss auf die Entwicklung des Personalaufwands der BASF-Gruppe nehmen. Für Länder, in denen BASF tätig ist, werden relevante Entwicklungen daher kontinuierlich beobachtet, um mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen und das Ergreifen von adäquaten Maßnahmen zu ermöglichen.

Informationstechnische Risiken

BASF ist auf eine Vielzahl von IT-Systemen angewiesen. Deren Nichtverfügbarkeit, die Verletzung der Vertraulichkeit oder die Manipulation von Daten bei kritischen IT-Systemen und -Anwendungen können eine direkte Auswirkung auf die Produktion oder die Abwicklung in der Lieferkette haben. Die Bedrohungslage hat sich in den vergangenen Jahren dahingehend verändert, dass Angreifer sich besser organisieren, ausgereiftere Techniken verwenden und über weit mehr Ressourcen verfügen. Sollten Daten verlorengehen oder manipuliert werden, kann dies beispielsweise die Anlagensicherheit und die Richtigkeit unserer Finanzberichterstattung beeinträchtigen. Unbefugter Zugriff auf sensible Daten, wie zum Beispiel Personalstammdaten, wettbewerbsrechtlich relevante Informationen oder Forschungsergebnisse, kann haftungsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen oder unsere Wettbewerbsposition gefährden. Hinzu kommt der damit verbundene Reputationsverlust.

Um derartige Risiken zu minimieren, verfügt BASF über weltweit einheitlich angewandte Verfahren und Systeme zur Gewährleistung der IT-Sicherheit. Dazu gehören stabile und redundant ausgelegte IT-Systeme, Back-up-Verfahren, Viren- und Zugangsschutz, Verschlüsselungssysteme sowie integrierte, gruppenweit standardisierte IT-Infrastrukturen und -Anwendungen. Die im Einsatz befindlichen Systeme zur Informationssicherheit werden permanent geprüft, fortlaufend aktualisiert und bei Bedarf erweitert. Zudem werden unsere Mitarbeiter regelmäßig im Informations- und Datenschutz geschult. Das IT-Risikomanagement erfolgt über einheitliche Regeln für Organisation und Anwendung sowie ein darauf aufbauendes internes Kontrollsystem.

Zusätzlich hat BASF 2015 ein Cyber Defense Center etabliert, ist Mitglied im Cyber Security Sharing and Analytics e.V. (CSSA) sowie Gründungsmitglied der Deutschen Cyber-Sicherheitsorganisation (DCSO) zusammen mit Allianz SE, Bayer AG und Volkswagen AG.

Rechtsstreitigkeiten und -verfahren

Laufende und drohende Rechtsstreitigkeiten und -verfahren werden kontinuierlich überwacht, und dem Vorstand sowie dem Aufsichtsrat wird hierüber regelmäßig Bericht erstattet. Zur Beurteilung von Risiken aus laufenden Rechtsstreitigkeiten und -verfahren sowie eines etwaigen Rückstellungsbedarfs erstellen wir eigene Analysen und Bewertungen der Sachverhalte und geltend gemachter Ansprüche und ziehen im Einzelfall die Ergebnisse vergleichbarer Verfahren sowie bei Bedarf unabhängige Rechtsgutachten heran. Die Risikobewertung basiert insbesondere auf der Einschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeiten und Bandbreiten möglicher Inanspruchnahmen. Diese Einschätzungen werden in enger Abstimmung zwischen den betroffenen operativen und funktionalen Einheiten unter Einbeziehung der Einheiten Legal und Finance getroffen. Bei entsprechender Eintrittswahrscheinlichkeit wird für das jeweilige Verfahren eine Rückstellung gebildet. Ist eine Rückstellungsbildung nicht erforderlich, wird im Rahmen des allgemeinen Risikomanagements weitergehend überprüft, ob aus diesen Rechtsstreitigkeiten gleichwohl ein Risiko für das EBIT der BASF-Gruppe besteht.

Risiken aus möglichen Rechts- oder Gesetzesverletzungen begrenzen wir durch unser internes Kontrollsystem. Beispielsweise versuchen wir durch umfangreiche Abgrenzungsrecherchen, Patent- und Lizenzkonflikte weitgehend zu vermeiden. Im Rahmen unseres konzernweiten Compliance-Programms werden unsere Mitarbeiter regelmäßig geschult.