Langfristig wirksame Chancen und Risiken

Langfristige Nachfrageentwicklung

Wir gehen davon aus, dass die Chemieproduktion (ohne Pharma) in den kommenden fünf Jahren deutlich stärker wachsen wird als das globale Bruttoinlandsprodukt und ungefähr so stark wie im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Durch unser marktorientiertes und breites Portfolio, das wir in den kommenden Jahren durch Investitionen in neue Produktionskapazitäten, Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten sowie Akquisitionen weiter stärken werden, streben wir ein leicht über diesem Marktwachstum liegendes Umsatzwachstum an. Sollte sich das globale Wirtschaftswachstum zum Beispiel infolge einer anhaltenden Schwächeperiode in den Schwellenländern oder geopolitischer Krisen unerwartet stark abschwächen, könnten sich die erwarteten Wachstumsraten als zu ambitioniert herausstellen. Durch unseren hohen Diversifikationsgrad über verschiedene Abnehmerbranchen und -regionen rechnen wir aber auch dann mit einem Wachstum über dem Marktdurchschnitt.

Entwicklung der Wettbewerbs- und Kundenlandschaft

Wir rechnen damit, dass Wettbewerber aus Schwellenländern in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen werden. Weiterhin gehen wir davon aus, dass viele Rohstoffanbieter ihre Wertschöpfungsketten ausweiten werden.

Diesem Risiko begegnen wir mit einem aktiven Portfoliomanagement. Wir ziehen uns aus Märkten zurück, bei denen die Risiken die Chancen überwiegen und wir unsere Möglichkeiten begrenzt sehen, uns auf Dauer von unseren Wettbewerbern zu differenzieren.

Unsere operative Exzellenz verbessern wir kontinuierlich, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. Hierzu dient auch unser strategisches Exzellenzprogramm DrivE. Wir erwarten daraus ab Ende 2018 einen Ergebnisbeitrag von jährlich rund 1 Milliarde € im Vergleich zum Basisjahr 2015.

Um dauerhaft profitabel zu wachsen, neue Marktsegmente und Kunden zu erschließen und unsere Kunden erfolgreicher zu machen, legen wir unsere Forschungs- und Geschäftsschwerpunkte auf innovationsstarke Geschäftsfelder, die wir zum Teil über strategische Kooperationen erschließen.

Innovation

Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit in unseren Kundenindustrien setzt sich fort. Die sich daraus ergebenden Chancen wollen wir durch Innovationen nutzen. Langfristig wollen wir Umsatz und Ergebnis mit neuen und verbesserten Produkten weiter steigern.

Der weiterentwickelte Innovationsansatz der BASF trägt dazu bei, die Innovationskraft der BASF zu steigern und die Wettbewerbsfähigkeit durch gezielte Weiterentwicklung und Neuerschließung wichtiger Schlüsseltechnologien zu sichern. Erreicht wird dies durch eine Fokussierung der Forschungsschwerpunkte auf Themen mit langfristig strategischer Geschäftsrelevanz, durch die Weiterentwicklung bestehender und die Einführung neuer wissenschaftlicher Prozesse und Methoden sowie die Optimierung unserer organisatorischen Strukturen. Die zentralen Forschungsbereiche Process Research & Chemical Engineering, Advanced Materials & Systems Research und Bioscience Research agieren als global aufgestellte Plattformen mit Sitz in den wichtigen Regionen Europa, Asien-Pazifik und Nordamerika. Zusammen mit den Entwicklungseinheiten der Unternehmensbereiche bilden sie den Kern des weltweiten Wissensverbunds. Die stärkere regionale Präsenz eröffnet neue Chancen, um vor Ort am Innovationsgeschehen teilzuhaben und Zugang zu Talenten zu erhalten. Dem Risiko eines technischen oder wirtschaftlichen Scheiterns von Forschungs- und Entwicklungsprojekten begegnen wir durch ein ausgewogenes und umfangreiches Projektportfolio sowie durch eine professionelle, meilensteinbasierte Projektsteuerung.

Die Effizienz und Effektivität unserer Forschungsaktivitäten optimieren wir durch unseren weltweiten Wissensverbund sowie durch die Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden. Außerdem überprüfen wir fortlaufend die Erfolgschancen und Rahmenbedingungen von Forschungsprojekten in den verschiedenen Phasen von der Ideenfindung bis zur Produkteinführung. Für die erfolgreiche Einführung neuer Technologien ist das Vertrauen der Kunden und Verbraucher unverzichtbar. Deshalb treten wir bereits in einem frühen Stadium der Entwicklung in den Dialog mit den Stakeholdern.

Weiterentwicklung des Portfolios durch Investitionen

Wir erwarten, dass der Anstieg der Chemieproduktion in den Schwellenländern in den kommenden Jahren weiter über dem globalen Durchschnitt liegen wird. Die sich daraus ergebenden Chancen wollen wir nutzen, indem wir unsere Präsenz vor Ort ausweiten. Hierzu wollen wir in den nächsten fünf Jahren mehr als ein Viertel unseres Investitionsbudgets in Schwellenländern einsetzen. In Nordamerika schaffen Investitionen in neue Produktionsanlagen die Basis für künftiges Wachstum. So errichten wir in Freeport/Texas gemeinsam mit Yara International ASA, Oslo/Norwegen, eine Produktionsanlage für Ammoniak. Außerdem ziehen wir die Investition in eine World-Scale-Anlage zur Herstellung von Propylen auf Methanbasis an der US-amerikanischen Golfküste weiterhin in Erwägung und überprüfen sie unter Berücksichtigung der Entwicklung der Rohstoffpreise sowie der relevanten Marktbedingungen regelmäßig.

Die Entscheidungen über Art, Umfang und Standort unserer Investitionsprojekte beruhen auf Annahmen bezüglich der langfristigen Markt-, Margen- und Kostenentwicklung, der Rohstoffverfügbarkeit sowie zu Länder-, Währungs- und Technologierisiken. Chancen und Risiken ergeben sich aus möglichen Abweichungen der realen Entwicklung zu unseren Annahmen.

Akquisitionen

Auch künftig werden wir unser Portfolio durch Akquisitionen weiterentwickeln, die ein überdurchschnittlich profitables Wachstum versprechen, innovationsgetrieben sind, einen Wertbeitrag für unsere Kunden bieten und unsere Ergebniszyklizität reduzieren.

Die Bewertung von Chancen und Risiken spielt bei der Prüfung von Akquisitionszielen eine wesentliche Rolle. Eine detaillierte Analyse und Quantifizierung erfolgt im Rahmen der Due Diligence. Risiken sind beispielsweise erhöhte Personalfluktuation, eine verzögerte Realisierung von Synergien oder aber die Übernahme von im Vorfeld nicht exakt quantifizierbaren Verpflichtungen. Sollten unsere diesbezüglichen Erwartungen nicht eintreten, können sich Risiken wie beispielsweise Wertminderungsbedarf bei immateriellem Vermögen ergeben; es bestehen aber auch Chancen, etwa durch zusätzliche Synergien.

Rekrutierung und langfristige Bindung qualifizierter Mitarbeiter

Auch BASF stellt sich durch die demografische Entwicklung, insbesondere in Nordamerika und Europa, mittel- bis langfristig auf zunehmende Herausforderungen bei der Gewinnung von Fachkräften ein. Damit erhöht sich das Risiko, dass offene Stellen nicht oder nur verzögert mit geeigneten Bewerbern besetzt werden können. Diesen Risiken begegnen wir mit unserer Best Team-Strategie und den daraus abgeleiteten globalen Initiativen zu den Themen Demografie- und Wissensmanagement, „Diversity + Inclusion“, Mitarbeiter- und Führungskräfteentwicklung, der stärkeren Positionierung unserer Arbeitgebermarke („Employer Branding“) sowie ergänzenden regionalen Initiativen. Mit diesen Maßnahmen erhöhen wir die Attraktivität der BASF als Arbeitgeber und binden Mitarbeiter langfristig an uns.

Nachhaltigkeit

BASF nutzt Instrumente des Nachhaltigkeitsmanagements, um aufkommende Chancen und Risiken, die sich aus den Themen Umwelt, Gesellschaft sowie Governance ergeben, zu erkennen. Deren langfristigen Einfluss auf unsere Geschäftstätigkeit sowie deren damit verbundene Relevanz bewerten wir beispielsweise mit der Wesentlichkeitsanalyse und berücksichtigen dabei unsere Erfahrungen aus dem kontinuierlichen Stakeholderdialog. Um das Einhalten von Gesetzen und unserer Selbstverpflichtungen in den Bereichen Umwelt, Gesellschaft und Governance zu überprüfen, haben wir globale Monitoringsysteme etabliert. Diese beziehen auch unsere Lieferanten mit ein.

Bezogen auf aufkommende Chancen und Risiken, wurden unter anderem folgende Aspekte als wesentlich identifiziert: Energie und Klima, Wasser, Ressourcen und Ökosysteme, verantwortungsvolle Produktion sowie Beschäftigung und Beschäftigungsfähigkeit. Neben spezifischen Anforderungen zu diesen Aspekten wird zunehmend die Internalisierung externer Effekte diskutiert.

Um klimabezogene Risiken und Chancen identifizieren, bewerten und steuern zu können, wird der wesentliche Aspekt „Energie und Klima“ im Rahmen des Risikomanagementprozesses untersucht. Für BASF als energieintensives Unternehmen ergeben sich Chancen und Risiken insbesondere durch regulatorische Änderungen, zum Beispiel bei der Verpreisung von CO2 über Emissionshandelssysteme, Steuern oder die Energiegesetzgebung.